Doch die Geschichte der Jugendlichen führt nach der Ausreise aus der DDR weiter. Im West-Berlin der 1980er Jahre ist das Interesse für die Vorgänge dort gering. Auch in der Kreuzberger autonomen Szene, in der sich einige Ausreiser nun bewegen, kümmert man sich nicht um das, was hinter der Mauer im Ostteil der Stadt und in der DDR vor sich geht....
Vor dem Hintergrund dieser Erfahrungen und angesichts einer sich ab Frühjahr 1989 zuspitzenden Krisensituation beschließen die ausgereisten Jugendlichen aus Halle, die Mauer nun physisch anzugreifen.
Sie wollen nicht mehr nur Flugblätter verteilen oder demonstrieren, sondern gewaltsam gegen die Grenzanlagen vorgehen. Die Billigung des Massakers auf dem Platz des Himmlischen Friedens in Peking am 3. und 4. Juni 1989 durch hochrangige SED- Funktionäre, bei dem aus einer studentischen Protestbewegung schnell ein Volksaufstand gegen die herrschende chinesische KP wurde, erscheint ihnen
Bedrohung genug, um Bolzenschneider und dann auch Molotow- Cocktails gegen Grenzzaun und Betonmauer einzusetzen. ( aus " Mauerkrieger")
Dieses Buch beschäftigt sich mit dem nicht untypischen Lebenslauf von Jugendlichen aus Halle, die aufgrund der für sie unerträglichen Lebensverhältnisse in der DDR der Achtziger Jahre nach West-Berlin
ausreisten. Am Anfang stand die Vorliebe für harte Rockmusik, für Heavy Metal, der die Jugendlichen zu
Außenseitern machte . Lederjacken und lange Haare waren von der auf Konformismus zielenden, spießigen SED- Führung nicht gern gesehen. Das Anderssein und die Suche nach einem Raum dafür wurden zum Politikum, obwohl die Metal- Szene nicht gerade als politisch bezeichnet werden kann....
Der Kontrollwille der SED und der staatlichen Organe, die Bespitzelung und Verfolgung machten die Jugendlichen schließlich erst zu bewussten und entschiedenen Gegnern des Systems. Weil sie keine Perspektive für ihr Leben sahen, trieben sie die Ausreise aus der DDR voran. ( aus dem Buch "Mauerkrieger")
Der Bundesbeauftragte für Stasi-Unterlagen, hätte sich zu DDR-Zeiten mehr Proteste gegen die Berliner Mauer innerhalb der DDR gewünscht. Eigentlich hätte jeden Tag gegen dieses Monument der Menschenrechtsverletzung demonstriert werden müssen. Ihn erschrecke im Nachhinein, wie viele Intellektuelle die Mauer gut geredet hätten und die Rechtfertigung funktioniert hat. Eigentlich hätte die Mauer im Zentrum des Protestes der DDR- Opposition stehen müssen. Jahn bezeichnete die Mauer als ein Instrument, das dafür gesorgt habe, dass Disziplinierung und Anpassung stattfanden (Berliner Morgenpost, 2018).
Wenn Geschichte Kunst wird-
die Berliner Mauer als Comic
Todesstreifen
Graphic Novel
Christoph-Links-Verlag
Oberstleutnant Schulze, Grenzregiment 33